Kursk-Offensive: Ukraine richtet in Russland erstmals Militärkommandantur ein (2024)

Kursk-OffensiveUkraine richtet in Russland erstmals Militärkommandantur ein

Die Ukraine rückt weiter in der russischen Region Kursk vor – jetzt richtet Kiew eine Militärkommandantur ein. In Moskau kündigt Verteidigungsminister Beloussow Gegenmaßnahmen an.

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Kursk-Offensive: Ukraine richtet in Russland erstmals Militärkommandantur ein (1)

Nach ihrem Vormarsch im russischen Gebiet Kursk erhöht die Ukraine mit der Einrichtung einer Militärkommandantur den Druck auf Moskau. Die Kommandantur unter Leitung des ukrainischen Generalmajors Eduard Moskaljow solle sich um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die vorrangigen Bedürfnisse der Bevölkerung kümmern, sagte Oberbefehlshaber Oleksandr Syrsky bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die Kommandantur werde ihren Sitz in Sudscha haben, das laut Syrsky inzwischen »vom Feind gesäubert« sei. Die Ukraine hatte betont, sich bei ihrer seit dem 6. August laufenden Bodenoffensive an das humanitäre Völkerrecht zu halten.

Nachdem Russland die Kontrolle über einen Teil der Region Kursk verloren und dort Menschen zurückgelassen habe, müsse die Versorgung aufrechterhalten werden, teilte auch das ukrainische Außenministerium in Kiew mit. Die Verteidiger der Ukraine kümmerten sich um die Sicherheit der von Russland zurückgelassenen Menschen, teilte das Ministerium in Kiew mit.

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Zahlreiche Ortschaften unter ukrainischer Kontrolle

Der Oberkommandierende der Streitkräfte, Syrsky, sagte weiter, die ukrainischen Streitkräfte hätten seit Beginn der Offensive 82 Ortschaften und 1.150 Quadratkilometer Territorium unter ihre Kontrolle gebracht. Demnach seien die Kiewer Truppen wieder zwischen 500 Metern und 1,5 Kilometern vorgerückt, weniger als in den Tagen zuvor. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben nicht überprüft werden. Es ist der erste Vorstoß dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022.

Nach nicht überprüfbaren russischen Angaben sollen etwa 12.000 ukrainische Soldaten im Gebiet Kursk eingefallen sein. Sie sollen nach ukrainischen Angaben 35 Kilometer weiter auf russischem Gebiet vorgedrungen sein. Das kremlkritische unabhängige russische Nachrichtenportal »Meduza« hielt wie zuvor auch andere Experten die ukrainischen Angaben für überzogen. Demnach kontrolliert Kiew 45 bis 50 Ortschaften auf einer Fläche zwischen 500 und 700 Quadratkilometern. Die Lage in dem umkämpften Gebiet gilt als sehr dynamisch mit sich immer wieder ändernden Kräfteverhältnissen.

Der militärische Chefkoordinator der deutschen Ukrainehilfe, Generalmajor Christian Freuding, gab seinerseits im Bundeswehr-Videoformat »Nachgefragt« eine Einschätzung ab. Freuding, der sich in den vergangenen Tagen zu Gesprächen in der Ukraine aufhielt, sagte: »Die Tiefe des eingenommenen Gebietes beträgt etwa 30 Kilometer, die Breite etwa 65 Kilometer.« Er fügte hinzu: »Das gesamte Gebiet, in dem die ukrainischen Streitkräfte operieren, schätzen wir auf etwa 1.000 Quadratkilometer. Das ist interessant, denn das ist ungefähr die Größenordnung, die die ukrainischen Streitkräfte seit Anfang des Jahres an die russischen Streitkräfte verloren haben.«

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»Die Stärke der ukrainischen Streitkräfte für diese Angriffsoperation liegt bei vier Brigaden. Das sind 4.000 bis 6.000 Soldatinnen und Soldaten«, sagte Freuding. Von ukrainischem Territorium aus würden sie von 2000 bis 4000 Männern und Frauen durch Logistik, aber auch durch Luftverteidigung unterstützt.

Russlands Verteidigungsminister Andrej Beloussow rief in Moskau Vertreter des Generalstabs und andere Behördenvertreter zu einer Krisensitzung zusammen. Er kündigte dabei mehr Truppen und Mittel für die an der Grenze zur Ukraine gelegenen Regionen Kursk, Belgorod und Brjansk an. Der Generalstab habe einen Plan mit zusätzlichen Maßnahmen vorbereitet, sagte Beloussow. »Dabei geht es in erster Linie um die Verbesserung der Effizienz des Systems des Truppenmanagements in Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitsbehörden«, sagte Beloussow bei der Sitzung zum Schutz der russischen Grenzregion.

Er werde die Umsetzung des Plans selbst kontrollieren, sagte er. Es gehe um den Schutz der territorialen Unversehrtheit Russlands, der Bevölkerung und der Infrastruktur in den Grenzregionen.

Sicherheitsstrukturen sollen besser koordiniert werden

Demnach sollen nun etwa auch das Verteidigungsministerium, der Inlandsgeheimdienst FSB, die Nationalgarde und andere Sicherheitsbehörden ihre Arbeit besser koordinieren. Das Verteidigungsministerium meldete indes erneut die Zerstörung von ukrainischen Stellungen auf russischem Gebiet. Überprüfbar waren die Angaben von unabhängiger Seite nicht.

Das Eindringen der feindlichen Truppen mit Panzern und schwerer Artillerie hatte in Russlands Bevölkerung breite Verwunderung über den Zustand der Staatsgrenze ausgelöst. Der für die Grenzsicherung zuständige Inlandsgeheimdienst FSB meldet zwar fast täglich Festnahmen vermeintlicher und realer Saboteure, die für die Ukraine arbeiten sollen, und von Kriegsgegnern. Dem Grenzschutz entging dabei aber, dass sich im ukrainischen Gebiet Sumy vor dem Übertritt auf russisches Staatsgebiet ein ganzes Kontingent mit Kiewer Truppen für den Angriff formiert hatte.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte nun mit, die russische Armee im Gebiet Kursk habe die Kontrolle über das Dorf Krupez zurückerlangt und in einzelnen Kreisen ukrainische Angriffe erfolgreich abgewehrt. Auch russische Militärblogger, die das Ministerium zuvor wiederholt wegen unwahrer Angaben kritisiert hatten, bestätigten das. Im Gebiet Belgorod sei ein Versuch ukrainischer Soldaten, russisches Gebiet einzunehmen, zurückgeschlagen worden, hieß es.

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Russland evakuiert weiteren Kreis im Gebiet Kursk

In der Region Kursk ordneten die Behörden unterdessen die Evakuierung eines weiteren Kreises an. Die Bewohner des Bezirks Gluschkowski sollten in Sicherheit gebracht werden, teilte Gouverneur Alexej Smirnow mit. In dem etwa zehn Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernten Kreis lebten vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine mehr als 17.500 Menschen. Smirnow kündigte am Vormittag auch erneut Luftalarm im Gebiet Kursk wegen drohender Raketenangriffe von ukrainischer Seite an.

Smirnow traf sich auch im Atomkraftwerk Kursk mit dem stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko. Der enge Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin verschaffte sich selbst einen Überblick von der Lage, nachdem die Sicherheitsvorkehrungen dort verstärkt worden waren. Nach einem Besuch auf der Baustelle für das AKW Kursk-2 sagte Smirnow, die Arbeiten für den neuen Reaktor liefen nach Plan. Im Dezember sollen sie abgeschlossen sein. Zuletzt hatte es Ängste vor Kämpfen um das AKW und einer möglichen nuklearen Gefahr gegeben. Inzwischen sind laut Smirnow mehr als 120.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Russland hat seine grenznahen Gebiete Kursk, Belgorod und Brjansk zu Zonen für Antiterroroperation erklärt, damit setzt auch der Militärapparat mehr Personal und Mittel ein. In der Region Belgorod stufte Moskau den Ausnahmezustand wie zuvor im Raum Kursk zu einem Notstand von nationaler Bedeutung hoch.

Die Ukraine will nach Angaben Selenskyjs mit der Offensive den Druck auf Kriegsgegner Russland erhöhen, die Kämpfe zu beenden und Friedensverhandlungen zu beginnen. Dagegen meldeten die russischen Truppen im ukrainischen Gebiet Donezk die Einnahme weiterer Ortschaften.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es im Vorspann, die Ukraine habe einen »Militärkommandeur« entsendet. Tatsächlich hat sie eine Militärkommandantur errichtet. Wir haben die Stelle korrigiert.

jmd/dpa

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